„Mit Normen und Standards hoch hinaus…“ – Herausforderungen und Möglichkeiten im Handwerk

Alexandra Horn arbeitet als Leiterin KMU bei DIN (Deutsches Institut für Normung) - DIN ist über einen Vertrag mit der Bundesrepublik Deutschland die einzige nationale Normungsorganisation, die Deutschland in den europäischen und internationalen Normungsgremien vertritt. In ihrer Funktion trägt sie dazu bei, dass kleine und mittlere Unternehmen (KMU) einen leichteren Zugang zu Normung und Standardisierung erhalten und sich auch aktiv in die Prozesse einbringen. Als Gastreferentin hat sie den Studierenden der FHM Köln das Thema Normung im Handwerk nähergebracht. 

Wenn man DIN hört, denkt man höchstwahrscheinlich zuerst an Papierformate, wie das DIN A4. Die DIN betrifft jedoch viel mehr als nur genormte Papiergrößen. Tagtäglich profitieren wir von Normen, die für Qualität und unsere Sicherheit in vielen Lebensbereichen sorgen. Sie sind grundsätzlich nicht verpflichtend, es sei denn, der Gesetzgeber oder Vertragspartner verlangt ihre Einhaltung. Das Deutsche Normenwerk umfasst rund 34.000 Normen, welche die Anforderungen an Produkte, Dienstleistungen und Verfahren festlegen, um neben der Qualität und Sicherheit auch den freien Warenverkehr zu erleichtern und die Wirtschaft zu fördern.  

Normen entstehen ausschließlich auf Initiative interessierter Kreise, z.B. aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Für die Europäische Union sind sie ein wichtiges Instrument, um einen harmonisierten Binnenmarkt zu schaffen. Der Gesetzgeber schafft zunehmend Gesetze, die Unternehmen zu ressourcensparendem Wirtschaften verpflichten, denn Nachhaltigkeit und die Erreichung der Klimaziele sind ein bedeutendes Thema für die Politik. In dem Zusammenhang sprach Alexandra Horn von Circular Economy (zirkulärem Wirtschaften). Das Ziel dieser Wirtschaftsform ist es, Rohstoffe so lange und häufig wie möglich zu nutzen, ohne neue Ressourcen zu verbrauchen. Im Idealfall wird alles in einen Kreislauf zurückgeführt und Normen sowie Standards sollen dabei helfen, dass dieser Kreislauf geschaffen wird und funktioniert. 

Mit Hilfe eines digitalen Produktpasses soll die Nachverfolgung und damit die Rückführung in den Kreislauf eines jeden Produktes gewährleistet werden. Dies wird eine große Herausforderung für viele Unternehmen, vor allem auch für viele Handwerksbetriebe, die größtenteils noch ganz weit entfernt von der Digitalisierung sind – siehe kleine und/oder von der älteren Generation geführte Betriebe.  

Durch das Ziel, Rohstoffe langlebiger zu nutzen, müssen diese aufbereitet und Produkte repariert werden. Daraus ergibt sich ein großer Markt für das Handwerk und schafft viele neue Arbeitsplätze. Doch wie besetzt man diese Arbeitsplätze, wenn es im Handwerk ohnehin schon einen Fachkräftemangel gibt? Eine berechtigte Frage, die von den Studierenden und angehenden Handwerksmanagement Absolvent/-innen in den Raum geworfen wurde. 

Es gibt noch viele offene Diskussionspunkte bei diesem Zukunftsthema, aber unsere Studierenden wissen nun zumindest, worauf sie sich einstellen können. 

Vielen Dank an Alexandra Horn für diesen interessanten Vortrag und den gelungenen Austausch mit den Studierenden. 

Alexandra Horn - Leiterin KMU bei DIN (Deutsche Institut für Normung)

Prof. Dr. Stefan Ungruh, Prof. Dr. Sonja Kieffer-Radwan, Alexandra Horn, Prof. Dr. Ralf Brüning